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„Tief durchatmen, die Familie kommt“ von Andrea Sawatzki *Hörbuchrezension*

Hörbuchcover Sawatzki - Tief durchatmen, die Familie kommt

Sprecherin: Andrea Sawatzki
Laufzeit: 250 Minuten (ungekürzte Lesung)
Verlag: Hörbuch Hamburg Verlag (25.10.2013)
ISBN: 978-3-86952-061-2

Genre: Belletristik, Humor

Der Klappentext

Ihr Mann hatte von Anfang an keine Lust auf Weihnachten. Gundula schon, irgendwie. Dass es eine Menge Mühe bedeuten würde, die ganze Verwandtschaft zu beherbergen und zu bekochen, das war ihr natürlich klar. Aber dass die ganze Sache so aus dem Ruder laufen würde, das hätte selbst Gundula nicht ahnen können.

Nach ihrem bestechenden Debüt Ein allzu braves Mädchen zeigt Andrea Sawatzki erneut psychologisches Feingefühl sowie großes komödiantisches Talent und erzählt von einem grandios gescheiterten Weihnachtsfest mit der lieben Familie.

Die Heldin

„Tief durchatmen, die Familie kommt“ wird aus der Sicht der Protagonistin Gundula Buntschuh erzählt. Der Leser bzw. Hörer begleitet Gundula bei ihren letzten Weihnachtsvorbereitungen und beim Feiern mit ihrer Familie am 24. Dezember. Gundula ist Hausfrau, Mutter von drei Kindern und mit Gerald verheiratet. Auf das Weihnachtsfest im Kreise ihrer Lieben freut sie sich nicht besonders, fühlt sich aber jedes Jahr verpflichtet, ihre Familie – Eltern, Schwiegermutter, Bruder und Schwägerin – zu den Feiertagen einzuladen. Auch, wenn am Heiligabend alles schief geht, macht Gundula gute Miene zum „bösen Spiel“. Sie versucht, ihre gute Laune irgendwie zu erhalten, als die Hunde den Weihnachtsbraten auffressen, ihr demenzkranker Vater sich im Bad einsperrt, der Sohn verbotenerweise raucht, der Göttergatte von der Feier flüchtet und als sich einer nach dem anderen fröhlich betrinkt. Gundula kommt dabei ganz schön an ihre Grenzen und ich habe ihr Durchhaltevermögen einerseits bewundert, andererseits hatte ich auch Mitleid mit ihr.

Ich konnte mich gut in Gundula und ihr Heiligabend-Drama einfühlen und habe mich bei einigen Situationen wiedererkannt. Gundula fühlt sich beispielsweise bei den Weihnachtsvorbereitungen und beim Versorgen der Gäste von ihrem Mann und ihren Kindern allein gelassen und bittet sie des Öfteren um Hilfe. Als die Familie sich sträubt zu helfen, macht Gundula dann doch alles selber, anstatt auf die Mithilfe der anderen zu bestehen. Erst am Ende – als auch ihr der Geduldsfaden reißt – gelingt es ihr, allen Familienmitgliedern deutlich ihre Meinung zu sagen.

Die Autorin und Sprecherin

Andrea Sawatzki, geboren 1963, ist eine äußerst vielseitige Schauspielerin. Als Tatort-Kommissarin Charlotte Sänger gehört sie zu den populärsten deutschen TV-Ermittlerinnen. Außerdem hat sie zahlreiche Hörbücher eingelesen. 2009 erhielt sie den Deutschen Vorlesepreis. Andrea Sawatzki lebt mit Christian Berkel und den zwei Söhnen in Berlin.

Andrea Sawatzki liest ihre Weihnachtskomödie so lebendig und facettenreich, dass man sich als Hörer sofort mitten im Geschehen fühlt. Die Autorin schafft es, jeder ihrer Figuren auch stimmlich einen ganz eigenen Charakter zu verleihen. Ihre Stimmpalette reicht von der pubertierenden und genervten Tochter, über die hysterische Oma Susanne bis hin zum demenzkranken Opa. Man merkt beim Zuhören deutlich, dass Frau Sawatzki eine hervorragende Schauspielerin ist und es macht einfach Spaß, ihrer Interpretation ihres eigenen Romans zu lauschen.

Die eigene Meinung

Ich habe es sehr genossen, „Tief durchatmen, die Familie kommt“ in der Vorweihnachtszeit zu hören und habe mich dabei oft köstlich amüsiert. Die Geschichte ist einerseits aus dem Leben gegriffen und sehr authentisch, andererseits an vielen Stellen durchaus übertrieben und überzogen. Die Streitigkeiten der Familienmitglieder zogen sich durch die gesamte Handlung, was ich als etwas deprimierend empfunden habe. Insgesamt gesehen ist Andrea Sawatzkis Erzählstil aber locker, leicht, amüsant und sehr unterhaltsam. Gut gefallen hat mir, dass mich die Autorin mit manchen Szenen ihres Romans zum Nachdenken angeregt hat. Zum Nachdenken über das eigene Verhalten in der Weihnachtszeit, über weihnachtliche Rituale und Bräuche und über das Miteinander in der Familie während der Feiertage.

Ich werde mir das Hörbuch während der Adventszeit sicher noch einmal anhören und kann es jedem empfehlen, der Weihnachtskomödien mit ein wenig Tiefgang mag. Besonders zu empfehlen für Mütter mitten im Weihnachtsstress. 😉

Die Bewertung

8/10

lese.helden.punkte

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*helden.buch.zitat* Zitat zum Sonntag #2

Beim Lesen stolpere ich immer wieder über schöne Formulierungen, Ausdrücke und Eindrücke, Beschreibungen, Metaphern und geistreiche Dialoge. Das lässt mein Leserherz höher schlagen. 🙂 Und ich denke oft: Oh, wie schön – das muss ich mir merken! Deswegen habe ich letzte Woche die Aktion „Zitat zum Sontag“ gestartet. Hier werde ich jede Woche eins meiner Lieblings-Zitate euch teilen. 🙂

Das heutige Zitat stammt aus dem (Hör-)Buch

„Der Sohn“ von Jo Nesbø.

 Der „Sohn“ Sonny Lofthus unterhält sich mit dem Taxifahrer Pelle über die Liebe. Obwohl Pelle ein einfacher Mann ist, antwortet er sehr „weise“ auf Sonnys Frage:

„Woher weiß man, ob jemand einen liebt, Pelle?“ – „Man weiß es einfach. Es ist die Summe all der kleinen Dinge, die man nicht greifen kann. Die Liebe umschließt einen wie eine Dampfdusche. Sie sehen die einzelnen Tropfen nicht, aber Ihnen wird warm und Sie werden nass und sauber.“

 Hörbuchcover Nesbø - Der Sohn

„Der Sohn“ ist keineswegs ein Liebesroman, sondern ein Skandinavien-Krimi – typisch für Jo Nesbø. 😉 Die Rezension zum Hörbuch folgt in Kürze.

Wenn ihr euch an der Aktion beteiligen möchtet, könnt ihr dies sehr gerne tun. Ich freue mich über jeden, der mitmacht! 🙂

Herzliche Grüße und einen wunderschönen Sonntag (im Schnee;-)),

Tina

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Hörbuchrezension „Obsidian – Schattendunkel“ von Jennifer L. Armentrout

Sprecher: Merete Brettschneider

Laufzeit: 10 Stunden 41 Minuten (ungekürzte Ausgabe)

Hörbuch-Hamburg-Verlag, April 2014

Ab 14 Jahren

Genre: Fantasy

 Die Geschichte

Die siebzehnjährige Katy Swartz zieht mit ihrer Mutter vom sonnigen Florida in die graue Kleinstadt Ketterman, West Virginia. Nicht nur, dass sie von dieser Situation wenig begeistert ist – sie kennt in ihrer neuen „Heimat“ keine Menschenseele und hat zu allem Überfluss keinen Zugang ins Internet. Somit kann sie noch nicht einmal ihrem geliebten Hobby, dem Bloggen, nachgehen. Als Katys Mutter sie überredet, bei den Nachbarn zu klingeln, um neue Leute kennen zu lernen, begegnet sie zum ersten Mal Daemon Black. Der sieht zwar wahnsinnig gut aus, ist aber auch genauso unfreundlich, arrogant und ablehnend. Katy freundet sich mit seiner Schwester Dee an und versucht, Daemon so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Dies gestaltet sich allerdings als schwierig, da sich ihre Wege ständig kreuzen und den Jungen außerdem ein dunkles Geheimnis umgibt, in das auch Katy immer tiefer hineingezogen wird.

Dies ist der erste Band der Obsidian-Reihe von Jennifer L. Armentrout. Der zweite Band sowie das Hörbuch erscheinen am 21. November 2014.

Die Helden

Obsidian wird aus der Sicht von Katy erzählt und somit erhält man einen tiefen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Auch die anderen Charaktere lernt man durch Katys Schilderungen und Eindrücke kennen. Sie selber beschreibt sich als normal, brav und fast schon langweilig. Ein normales Highschool-Mädchen, das ihrer Mutter keinerlei Ärger bereitet und das immer anständige Noten mit nach Hause bringt. Ich finde Katy ganz und gar nicht langweilig. Sie war mir direkt zu Beginn der Handlung sehr sympathisch und ich mag besonders die Tatsache, dass sie Bücher und Bibliotheken liebt und eine leidenschaftliche Bloggerin ist. Außerdem ist Katy in ihrem Auftreten ehrlich und authentisch und sagt (fast) immer, was sie denkt. Sie begegnet Daemon, der sie oft mit Herablassung und Arroganz behandelt, mit der nötigen Patzigkeit und fährt im Laufe der Handlung immer mehr ihre Krallen aus. Wahrscheinlich wird sie auch aus diesem Grund von Daemon als „Kitty Cat“ und „Kätzchen“ bezeichnet, was ihr jedoch überhaupt nicht gefällt. Als sich Daemon in einer äußerst prekären Situation befindet, beweist sich Katy als ungemein tapfer und mutig. Sie stellt sich allen Gefahren und findet immer mehr zu ihrer inneren und äußeren Stärke.

So sympathisch Katy dem Hörer bzw. Leser erscheint, so unsympathisch ist Daemon. Er ist der absolute Macho – unheimlich attraktiv, aber arrogant, überheblich und unhöflich. Hin und wieder zeigt Daemon auch galante, ritterliche Züge, mit denen er sich Bonuspunkte bei Katy und dem Hörer/Leser einhandelt. Trotzdem ist es Katy ein Rätsel, warum Daemon so launenhaft mit ihr umspringt. Erst nach und nach erfährt sie den Grund für sein unfreundliches und abweisendes Verhalten. Ein Teil von Katy fühlt sich von Daemons Art zutiefst abgestoßen, ein anderer Teil von ihr ist fasziniert und hingerissen von ihm. Auch Daemon scheint mit seinen Gefühlen für Katy zu kämpfen. Man bekommt den Eindruck, als würde er vergebens versuchen, nichts für Katy zu empfinden, sie sogar zu vergraulen.

Zwischen Katy und Daemon herrscht von Anfang an eine elektrisierte Spannung – es knistert von den widersprüchlichsten Gefühlen. Die Beziehung und das ganze „Hin und Her“ zwischen den beiden nimmt einen Großteil der Handlung von Obsidian ein und dominiert meiner Meinung nach das Buch.

Die Sprecherin

Merete Brettschneider arbeitet als Synchronsprecherin (Emergency Room u.a.) und Schauspielerin. Außerdem hat sie mehrere Hörbücher eingelesen und wirkt bei verschiedenen Hörspielreihen mit. Merete Brettschneider hat eine sehr angenehme und charmante „Jungmädchen“-Stimme, mit der sie Obsidian so überzeugend interpretiert, dass ich mich sofort in Katys Welt hinein versetzen konnte.

Die eigene Meinung

Obsidian ist ein unterhaltsames und teilweise spannendes Hörbuch, sehr lebendig und authentisch gesprochen von Merete Brettschneider. Auch wenn mich einige Details an die Biss-Trilogie erinnern, setzt sich das Buch doch von anderen Fantasy-Romanen ab. Daemons Geheimnis und mit ihm die fantastischen Elemente der Handlung finde ich erfrischend „anders“. Die Handlung kommt jedoch nur schleppend in Gang und wird am Anfang ganz von der Beziehung zwischen Katy und Daemon bestimmt. Erst im zweiten Drittel des Hörbuchs bringt die Autorin Jennifer Armentrout mehr Spannung in die Geschichte. Zum Schluss gibt es etliche mit Action geladene Szenen, die Armentrout so überzeugend sprachlich gestaltet hat, dass ich mir mehr davon gewünscht hätte. Auch wenn mich die dominierende Liebesgeschichte ein wenig gestört hat, bin ich gespannt auf die Fortsetzung Onyx, die am 21. November 2014 erscheint und werde mir dieses Hörbuch auf jeden Fall zulegen.

Die Bewertung

8/10 lese.helden.punkte